
Vorneweg-Worte
Der 28. Februar ist ein Feiertag in ganz Andalusien. Zelebriert wird der “Día de Andalucía”. In diesem Beitrag erzähle ich, seit wann es ihn gibt, wie er entstanden ist und wie er in diesem Jahr (2023) in Almuñécar und La Herradura begangen wurde.
Ich mache einen Abstecher in die jüngere Geschichte Spaniens und Andalusiens, treffe kurz auf Herkules, schaue mir die andalusische Fahne genauer an und die andalusische Hymne.
Feierlichkeiten 2023
Andalusier sind bekannt für ihre Freude am Zusammensein.
So auch zum Día de Andalucía.
Zwei Tage zuvor, am Sonntag, ging es los in Almuñecar. Die Feiernden genossen typisches Essen auf der “Fiesta de Día”, ein Festzelt, in dem im Laufe des Tages allerhand geboten wird.
In La Herradura war ich im Theater. Dort fand am Montagabend ein Chortreffen im Theatersaal des Centro Cívico statt.
Alle Chöre sangen zunächst vor dem Theater zu Beginn die andalusische Hymne, während die andalusische Flagge gehisst wurde. Erst danach öffnete man die Saaltüren den vielen Besuchern.

Am Dienstag wurde es offiziell
Bei Sonnenschein und einem Himmel dessen Blau fotogeshopt hätte sein können, fuhr ich nach Almuñécar. Der Wind kann um diese Jahreszeit kühl sein. Doch heute wehte nur ein Lüftchen. Es erfrischte ein wenig die in der Sonne schwitzenden Zuschauer.
Natürlich begann die Veranstaltung mit der Hymne, natürlich wurden Reden gehalten, natürlich andalusische Tradition gepflegt. Ein Flamenco-Sänger von einem Gitarristen begleitet beeindruckte die Zuschauer. Manch Nordeuropäer findet auch nach Jahren vor Ort keinen Zugang zu dieser Musik.


Kurzer Blick auf die jüngere Geschichte
Ohne zurückzublicken auf die jüngere spanische Geschichte, kann man die Bedeutung des Tages nicht nachvollziehen.
Der Weg in die Demokratie
Nach Francos Tod (1975) begann der Weg in die Demokratie, die so genannte Transition. Gemeint ist damit der friedliche Übergang von einer Diktatur in ein demokratisches Land. Manchmal war der Weg ein steiniger.
Die Politiker stritten um die Staatsform. Die einen wollten ein Spanien ohne “Autonome Gemeinschaften” mit einer zentralen Regierung in Madrid. Andere wollten “Autonome Gemeinschaften”, das Baskenland und Katalonien die Unabhängigkeit. Beide – Baskenland und Katalonien – wurden rasch zu Vorautonomien gekürt. Damit sich das nicht als Sonderstellung festigte, sprach man bald anderen Regionen ebenfalls diesen Status zu, darunter auch Andalusien.
Die Verfassung
1978, am 6. Dezember ratifizierten die Spanier die Verfassung in einem Referendum. Fast neunzig Prozent der Bevölkerung stimmten dafür. Im Baskenland waren es deutlich weniger. Der damalige König Juan Carlos I. unterzeichnete die Verfassung am 27.12.1978. Seither ist sie mit nur zwei Änderungen in Kraft.
Zur Erinnerung: Spanien heißt offiziell Königreich Spanien.
Die Autonomen Gemeinschaften
In der Verfassung Spaniens ist verbrieft:
“Die Verfassung gründet sich auf die unauflösliche Einheit der spanischen Nation, gemeinsames und unteilbares Vaterland aller Spanier, und anerkennt und gewährleistet das Recht auf Autonomie der Nationalitäten und Regionen, die Bestandteil der Nation sind, und die Solidarität zwischen ihnen.” (Artikel 2 der Verfassung)
Gründung der Autonomen Gemeinschaften
Ich las, der Prozess der Entwicklung der “Autonomen Gemeinschaften” dauerte vier Jahre, von 1979 bis 1983. Gebiete schlossen sich zusammen, geografisch begründet oder/und geschichtlich.
Am 28. Februar 1982 stimmten die Andalusier in einem Referendum für das Statut, durch das Andalusien zur Autonomen Gemeinschaft wurde. Dazu entstanden 16 weitere. Zuerst gehörten noch die beiden Städte Ceuta und Melilla zu Andalusien.
Somit ist der 28. Februar 1982, der Día de Andalucía, das Geburtsdatum des Andalusiens der Gegenwart, wie wir es im demokratischen Spanien kennen, schätzen und lieben.
Meine Quelle und weiterführende Infos findet ihr hier.

Die Andalusische Flagge
1981, am 30. Dezember, wurde die andalusische Fahne per Gesetz angenommen.
Quergestreift – grün-weiß-grün – flattert sie auf dem Foto im Wind. Das Grün ist Umayyadengrün, und hat eine geschichtliche Bedeutung. Es lohnt sich nachzulesen.

Als ich die Fahne fotografierte, war mir noch nicht klar, was und wer mir bei der näheren Beschäftigung begegnen würde. Weit führte sie mich zurück in die Geschichte bis hin zu Herakles (römisch Herkules).
Weil die Fahne im Wind so flatterte, könnt ihr das Wappen oder besser Emblem nicht so recht erkennen.
Da sind zwei Säulen, in deren Mitte sich Herkules befindet, an jeder seiner Seiten ein Löwe. Im Bogen, der die Säulen oben verbindet, steht geschrieben: DOMINATOR HERKULES FUNDATOR (Herrscher Herkules der Gründer).
Die Basis des Emblems ist ein Sockel versehen mit den Worten ANDALUCÍA POR SÍ, PARA ESPAÑA Y LA HUMANIDAD (Andalusien für sich, für Spanien und die Menschheit).
Wie kommt nun Herkules nach Andalusien
Herkules, der starke und unsterblich gewordene Halbgott der griechischen Mythologie, soll der Erzählung nach an der Ausfahrt des Mittelmeeres die Inschrift “NON PLUS ULTRA” angebracht haben. Das bedeutet “Nicht mehr weiter” im Sinne von “nun kommt nichts mehr”.
Man spricht in dem Zusammenhang von den “Säulen des Herkules”. Gemeint sind damit die beiden Felsen, die die Meerenge von Gibraltar rahmen. Auf der europäischen Seite ist es der “Affen-Felsen” von Gibraltar. Was die nordafrikanische Seite betrifft, gibt es zwei, die gemeint sein könnten.
Dann kam Kolumbus – spanisch Cristóbal Colón. Er hat das bis dahin gültige Weltbild mit einem Paukenschlag ins Wanken gebracht.
Kleiner Einschub für Interessierte: In der Folge wurde das spanische Wappen geändert. Die Inschrift NON PLUS ULTRA auf dem Banner im Wappen wechselte unter Karl V. zu PLUS ULTRA.


Die Hymne
Geschrieben hat die Hymne Blas Infante. Er war Politiker, Schriftsteller, Jurist, Historiker und Musikwissenschaftler. Im Jahr 1939 während des Bürgerkrieges ermordeten ihn die Rechten. Bis heute wird er vielfältig und außerordentlich gewürdigt, allem voran in der Präambel des andalusischen Autonomiestatuts.
Wegen seines Engagements für eine Autonomie Andalusiens wird er in der Präambel zum Andalusischen Autonomiestatut Padre de la Patria Andaluza, Vater der andalusischen Heimat, genannt.
Auf meiner Suche bei Google nach ihm, zeigte man mir ungefähr 3.970.000 Ergebnisse in weniger als einer Sekunde an. Plätze und Straßen tragen seinen Namen, Gedenktafeln und Skulpturen finden sich an vielen Orten.
Almuñécar widmete ihm den Torbogen am Festplatz. Und der Weg, der vom Mittelbogen des Tores über den Parkplatz führt, ist laut Google-Maps der Paseo Blas Infante.

Text Spanisch
La bandera blanca y verde / vuelve, tras siglos de guerra /
a decir paz y esperanza / bajo el sol de nuestra tierra.
¡Andaluces, levantaos! ¡Pedid tierra y libertad!
¡Sea por Andalucía libre, España y la humanidad!
Los andaluces queremos / volver a ser lo que fuimos /
hombre de luz, que a los hombres / alma de hombres les dimos.
¡Andaluces, levantaos! ¡Pedid tierra y libertad! ¡Sea por Andalucía libre, España y la humanidad!
und Deutsch
Die weiß-grüne Flagge / kehrt zurück nach Jahrhunderten des Krieges /
um Frieden und Hoffnung zu verkünden / unter der Sonne unseres Landes.
Andalusier, erhebt euch! Verlangt nach Land und Freiheit!
Seid für ein freies Andalusien, Spanien und die Menschheit!
Wir Andalusier wollen wieder das sein/ was wir waren/ Menschen des Lichts, die den Menschen eine menschliche Seele / einen menschlichen Geist gaben.
Andalusier, erhebt euch! Verlangt nach Land und Freiheit!
Seid für ein freies Andalusien, Spanien und die Menschheit!
Zum Anhören
Ich stelle euch vor die auf diese schöne Weise, wie ich finde, gesungene Hymne Andalusiens. Achtet mal darauf, wie er das “c” ausspricht. Das ist typisch “andaluz”. Ich mag es.
Interpretationen gibt es ungezählte. Manche sind eher getragen, manche heiter. Aber egal wie, immer spürt man die Wertschätzung, die Liebe zu Andalusien.
Ganz unten findet ihr den Link, der euch zum Lied führt.
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