Frigiliana! Es ist nicht nur eines der schönsten weißen Dörfer der Umgebung und Ort der drei Religionen. In Frigiliana wird auch etwas ganz Besonderes für Leckermäuler produziert von der Firma DE LA TORRE – Ingenio de nuestra Señora del Carmen. Es geht um “Miel de Caña”, was bedeutet “Honig des Zuckerrohrs". Seit 1725, fast auf das Jahr genau 300 Jahre, läuft die Produktion. Es ist die letzte noch existierende traditionelle Fabrik in Kontinentaleuropa.
Der Kreis vergrößert sich
Durch meine Recherche zum Zuckerrohr-Museum in Motril in Verbindung mit einem Glas Miel de Caña in meiner Küche wurde ich neugierig.
Das ist ein wunderbarer Effekt des Blogs. Eines erwächst aus dem anderen. Wie bei einem ins Wasser geworfenen Stein vergrößern sich die Kreise. Es entstehen Kontakte, die es sonst nie gegeben hätte.
Wichtig: Ich habe keinerlei finanzielle Vorteile, wenn ich über diesen Produzenten oder sonst wen schreibe.
Das Interesse siegt
Leicht fiel es mir nicht, einfach mal so eine Firma auf Spanisch anzuschreiben. Aber schließlich brachte ich eine Mail auf den Weg. Ich erzählte von meinem Blog und fragte, ob man die Fabrik besichtigen kann und ob ich die Infos der Home für meinen Blog verwenden darf.
Antwort gleich am nächsten Tag
Selbstverständlich darf ich die Infos benutzen, mir wurde gar ein Büchlein angekündigt, dem ich mehr entnehmen kann – jedenfalls soweit meine Spanischkenntnisse da mitmachen.
Es wurde verfasst von einem Historiker, der zugleich der Präsident der Gruppe Gastroarte ist. Und wieder erweitert sich der Kreis. Auf der Facebook-Gruppe von Gastroarte könnt ihr schauen, was sie machen.
Führungen?
Mein Gesprächspartner Javier hoffte, dass Führungen ab August möglich sein könnten.
In der Zwischenzeit neigt sich das Jahr dem Ende zu und ich fragte nach. Nein, offizielle Führungen sind immer noch nicht möglich, weil auch ohne Besucher alles recht kompliziert ist, denn die Produktion läuft ja weiter. Sanierungen sind halt eine komplexe Angelegenheit, wer würde das nicht verstehen.
Aber ein Video hab ich gefunden und da könnt ihr einen ersten Eindruck gewinnen, viel Spaß!
Wenn ihr auf den Link klick, verlasst ihr diese Seite.
Herkunft des Zuckerrohres
Zuckerrohr (Saccharum officinarum) kommt aus Südostasien und ist in Spanien seit dem 8. Jahrhundert verbreitet. Sie wurde von Arabern mitgebra und wurde vor allem in den Küstengebieten von Málaga und Granada angebaut. Von hier aus hat Kolumbus sie auf seiner zweiten Reise nach Amerika mitgenommen – und nicht umgekehrt.
Mehr zur Geschichte des Zuckerrohrs findet ihr in diesem Beitrag.
So wird der "dunkle Honig" hergestellt
Zwischen März und Mai wird die “Zafra” geerntet. Die Stöcke des Zuckerrohres werden geschnitten, gebündelt und transportiert. In der Zuckermühle werden sie durch die Mühlen geführt, wo ihr Saft (Guarapo) extrahiert und die Bagasse (die Reste des zerkleinerten Rohrs) entfernt wird.
Anschließend wird der Saft gekocht und von Verunreinigungen befreit, bis er die gewünschte Konsistenz und den Geschmack des traditionellen Rezepts hat.
Seit 1725 hat sich das Rezept nicht verändert! Ist doch irgendwie wohltuend, das manchmal auch was bleibt.
Ein wenig zur Historie der Fabrik
Um 1630 sanierte der "fünfte Herr von Frigiliana", Iñigo de Lara, die Stadt neu, baute Häuser, pflanzte Zuckerrohr und errichtete eine “trapiche”, eine Mühle, die aus Zuckerrohr Saft gewinnt.
100 Jahre später, im September 1725, bat der “Graf” von Aguilar und Frigiliana darum, Holz für den Bau einer neuen Zuckermühle schlagen zu dürfen.
Gründung des Unternehmens De La Torre
1928 wurde das Unternehmen DE LA TORRE gegründet. Es erwarb die Zuckermühle und setzte die Miel-de-Caña-Produktion bis heute fort. Das Unternehmen setzt sich für die Weitergabe des Erbes ein. Es sorgt dafür, dass der traditionelle “Miel de Caña” nicht verschwindet, sondern in all den traditionellen Gerichten weiterlebt und durch Innovationen neuer Generationen fortgeführt wird.
Ich liebe Süßes
In ein Restaurant, in dem es kein leckeres Dessert gibt, gehe ich nicht gern. Im Grunde bin ich zufrieden mit einer Vorspeise und danach eine gute Leckerei. So mag ich auch den dunkelbraunen Honig aus Zuckerrohr. Nachdem ich nun weiß, welche Inhaltsstoffe er hat, noch ein wenig mehr.
Mehr drin als ich dachte im Miel de Caña
Derzeit gibt es zahlreiche Forschungsarbeiten über die gesundheitlichen Vorteile. Ich staunte nicht schlecht.
Miel de Caña …
ist gut für die Haare. Zwei Esslöffel enthalten etwa 14 % der täglich empfohlenen Menge an Kupfer;
hat eine moderate glykämische Last. Er enthält kein Fett und nur 290 Kalorien. (Zucker hat 400 Kalorien und so gut wie keine Nährstoffe.);
besitzt abführende Eigenschaften, verbessert und reguliert so die Darmpassage;
ist reich an Eisen;
ist reich an Kalzium und Magnesium;
enthält Kalium, dazu die Vitamine B6 und Selen. Sie wirken als Antioxidantien. Quelle und mehr Info
Sympathische Werbung von vorgestern
Zwei Bilder aus früherer Werbung. Auf der ersten werden stolz die Ergebnisse einer Untersuchung eines amerikanischen Arztes vorgestellt. Die untere ist selbsterklärend. Quelle: Home des Produzenten
Aus der Küche
Im Süden Spaniens kennen wohl alle frittierte Berenjenas (Auberginen) con Miel de Caña. Aber auch auf Käse machen sich ein paar Tropfen gut. Ich liebe ihn zum Beispiel auf Eierkuchen oder Avocados. Statt einer Honig-Senfsauce im Salat ist auch eine Miel-de-Caña-Senfsauce sehr lecker.
Gerade heute, am 22. Dezember, hatte ich die Rosinen für die von meinem Partner so geliebte Panettone in Ronmiel eingeweicht. Mal sehen, wie sie sich machen werden. (Sie machten sich gut!)
Bild 1: Welche Vielfalt! (Quelle: Home des Produzenten)
Bild 2: Knusprig frittierte Berenjenas wie sie im "ÁRBOL BLANCO" in Almuñécar serviert werden.
Die fromme Helene
"Es ist ein Brauch von Alters her, wer Kummer hat, hat auch Likör."
Die Worte lässt Wilhelm Busch die fromme Helene sagen. Was hat nun Helene mit Frigiliana zu tun? Es ist, weil Helene mehr gefallen an alkoholischen Getränken hatte, als gut für sie war.
Aus Zuckerrohr wird nicht nur Zucker oder Miel de Caña hergestellt, sondern auch Rum. Und so kam irgenwer irgendwann auf die Idee, Rum mit Miel de Caña zu mischen. Das Ergebnis ist ein 20%iger Likör: RONMIEL. Mehr zur Rum-Produktion gibt’s in einem dritten Beitrag zum Thema Zuckerrohr.
Nur nicht zu Helene werden
Die deutsche Ärztezeitung hat das Zitat von Wilhelm Busch genutzt, um darauf hinzuweisen, dass der Kummer im Alter nicht weniger wird und deshalb Ältere auch gefährdet sind in Sachen Alkoholmissbrauch. Das nehmen wir zur Kenntnis und wir nehmen es auch ernst.
Alkohol gehört nicht zu meinem Alltag, ich mag ihn eher nicht und bin bereits nach einem halben Glas Wein sehr albern. Probieren wollte ich den Ronmiel aber gern und muss sagen: sehr lecker und süß!
Er macht sich bestimmt gut in Kaffee, heißer Schokolade und Desserts und als “Aufpepper” in Kuchen und Torten.
Einkaufs-Tipps und Links
Gläser mit Miel de Caña in unterschiedlicher Größe kann man in Spanien in Supermärkten bekommen. Ronmiel aus Frigiliana nur in der Region. Von den Kanaren erhält man einen Ronmiel beim Internetriesen mit “a” am Anfang seines Namens. Anderes, wie die “Perlen”, muss man wohl auf der Home bestellen. Ich habe jedenfalls keine Angebote im Netz gefunden. Sollte es wem gelingen, freue ich mich über eine Nachricht.
Spitzenköche teilen auf der Home des Produzenten Rezepte.
Wenn ihr diesem Link folgt, gelangt ihr direkt zu zwei Büchern mit Rezepten, die ihr digital ansehen könnt.
Und einen Blog betreiben sie auch.
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